Gebisslos Reiten – aber wie?

Das Gebiss dient beim Reiten dazu, dem Pferd Kommandos zu erteilen und es in die gewünschte Richtung zu lenken. Da es sich bei der Trense um einen Fremdkörper im Pferdemaul handelt, der bei einer natürlichen Lebensweise der Tiere in freier Wildbahn nicht existiert, entscheiden sich viele Reiter für eine gebisslose Zäumung. Wie diese aufgebaut ist und wie man gebisslos und trotzdem sicher reitet, wird in diesem Artikel erläutert. 

Gebissloses Reiten: Begriffserklärung

Vom gebisslosen Reiten ist die Rede, wenn bei der Zäumung auf eine Trense oder Kandare verzichtet wird. Die Pferde haben kein Gebiss im Maul und fühlen sich auf diese Weise nicht eingeengt. Die Zügel sind bei einer gebisslosen Zäumung an Ringen befestigt. Sie wirken nicht auf das Maul des Pferdes, sondern auf den Nasenrücken und das Genick ein. Ohne Druck auszuüben, geht es auch bei einer gebisslosen Zäumung nicht. Grundsätzlich wird auch das Reiten mit Halsring und am Halfter als gebissloses Reiten bezeichnet. Bei diesen Formen kommt jedoch eine gebisslose Trense zum Einsatz, die dem Tier Hilfestellung gibt.

Video: Dein Pferd auf gebissloses Reiten umstellen - So geht's!

Gründe für das gebisslose Reiten

Für die Entscheidung, das Pferd gebisslos zu reiten, sprechen verschiedene Gründe. Leidet das Tier unter einer Zahnfleischentzündung oder hat es Zahnprobleme, verursacht das Gebiss Schmerzen, die beim gebisslosen Reiten vermieden werden. Statt dem Pferd eine Zwangspause zu verordnen, kann das Training ganz normal weitergeführt werden. Gebissloses Reiten wird auch bei Pferden angewendet, die unter Vertrauensverlust leiden, etwa, weil der Vorbesitzer sie schlecht behandelt hat.

Verschiedene Studien belegen darüber hinaus, dass das Maul vieler Pferde schlicht zu klein für ein Gebiss ist. Das hat anatomische Gründe. Belegt ist, dass die Höhe des Maules sowie Umfang und Länge der Zunge bei Pferden stark variieren können. Bei jungen Pferden befinden sich Kiefer und Zähne noch in der Wachstumsphase. Auch dies ist ein Grund, warum bei diesen Tieren auf ein Gebiss verzichtet werden sollte. Schließlich gibt es eine ganze Reihe von Pferdebesitzern, die ihrem geliebten Tier den Biss auf die harte Trense oder Kandare einfach ersparen möchten. Wenn Sie das Für und Wider des gebisslosen Reitens gegeneinander abwägen wollen, stehen Ihnen mehrere Aussteller auf der virtuellen Pferdemesse beratend zur Seite. 

Perfekter Sitz der Zäumung: Grundvoraussetzung für das gebisslose Reiten

Die wichtigste Grundvoraussetzung für das gebisslose Reiten ist der perfekte Sitz der Zäumung. Mit dem fehlenden Gebiss fehlt auch das wichtigste Instrument, um auf das Pferd einzuwirken. Viele Reiter befürchten, dass das Tier im Gelände einfach lospreschen könnte, ohne dass die „Notbremse“ in Form des Zügelanziehens und der Einwirkung über das Gebiss zur Verfügung steht. Aus diesem Grund muss  die gebisslose Zäumung eng am Pferdekopf sitzen, damit eindeutige Kommandos gegeben werden können. 

Die gebisslose Zäumung darf nicht scheuern und sie sollte nicht zu dicht am Auge sitzen. Anderenfalls könnte sie beim Ausritt in das Auge gelangen. Darüber hinaus muss sichergestellt sein, dass die Zäumung nicht auf dem Nasenrücken nach oben in Richtung Jochbein rutschen kann. Alle Hilfen müssen punktuell eingesetzt werden und die Hilfestellung muss eindeutig sein.

Arten von gebisslosen Zäumungen

Es gibt verschiedene Arten von gebisslosen Zäumungen. Die Einwirkung erfolgt über den Nasenrücken und das Genick, da das Tier keine Trense im Maul hat. In Abhängigkeit vom Aufbau der gebisslosen Zäumung wird der Druck an verschiedenen Stellen ausgeübt.

Kalifornische Hackamore (Bosal)

Die auch als Bosal bezeichnete Kalifornische Hackamore zählt zu den ältesten bekannten gebisslosen Zäumungen. Sie besteht aus einem Nasenriemen (Bosal), den Zügeln (Mecate) und einem Genickstück, an dem der Nasenriemen befestigt wird. Das Bosal wirkt auf den Nasenrücken und die Außenseite der Nase ein. Eine Richtungsänderung wird dem Pferd über die Rotation des Bosals mitgeteilt. Die Mecate wird in der Regel aus Pferdehaar geflochten und am Bosal befestigt. Durch das Anlegen an den Pferdehals wird die Richtungsbestimmung zusätzlich unterstützt.

Sidepull

Der Aufbau eines Sidepulls ähnelt dem einee klassischen Halfters, wobei der Nasenriemen deutlich verstärkt ist. Letzterer besteht in der Regel aus Leder. Das Sidepull liegt vergleichsweise eng am Pferdekopf an. Die Einwirkung erfolgt nahezu ausschließlich über die Nase. Der Nasenriemen darf nicht zu tief sitzen. Der optimale Platz befindet sich ein bis zwei Fingerbreit unterhalb des Jochbeins.

Kappzaum

Zum Longieren und bei der Bodenarbeit wird häufig der Kappzaum verwendet. Bei dieser Art der Zäumung erfolgt die Einwirkung über die Nase des Pferdes. Darüber hinaus besitzt der Kappzaum drei Halteringe am Nasenriemen. Die Ringe eignen sich hervorragend zum Befestigen der Longe. Die Einwirkung über den Nasenrücken erfolgt punktuell, was beim Training viele Vorteile hat. 

Bitless Bridle

Äußerlich ähneln sich Sidepull und Bitless Bridle stark. Der Unterschied besteht in der Führung der Kehlriemen, die sich beim Bitless Bridle unter dem Kopf des Pferdes kreuzen. An den Kehlriemen werden die Zügel befestigt. Die Einwirkung erfolgt bei dieser gebisslosen Zäumung auf den Nasenrücken und das Kinn. Für die Verwendung des Bitless Bridle ist allerdings Erfahrung nötig, denn die Kehlriemen können sich unter Umständen stark zuziehen.

Reiten mit der gebisslosen Zäumung

Für Pferd und Reiter ist die Umstellung auf eine gebisslose Zäumung ein großer Schritt. Das Tier muss sich an die veränderten Hilfen gewöhnen und erst lernen, den Druck auf Nase und Kiefer richtig zu deuten. Insbesondere das Abbremsen dauert länger als mit einer herkömmlichen Gebiss-Zäumung. In der Regel werden die Pferde mit der Wassertrense ausgebildet, bis sie gelernt haben, die Einwirkung richtig zu interpretieren. Zur Unterstützung dienen Gewichtsverlagerungen auf dem Pferderücken und Druck, der mit den Schenkeln ausgeübt wird.

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