Die ideale Haltungsform für Ihr Pferd

Jeder verantwortungsvolle Pferdebesitzer ist bestrebt, sein Pferd artgerecht zu halten. Der Gesetzgeber hat die Rahmenbedingungen abgesteckt und die Einstellbetriebe müssen den gesetzlichen Bestimmungen Rechnung tragen. Im Paragraf II des Tierschutzgesetzes heißt es unter anderem, Zitat: „Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen...“ 

Verhaltensweisen von Pferden

Die ideale Haltungsform für Ihr Pferd ergibt sich aus dem Sozialverhalten der Tiere und den Verhaltensweisen in ihrem natürlichen Lebensraum. Pferde sind Herdentiere. In freier Wildbahn leben sie zusammen mit zahlreichen Artgenossen. Die Herde bietet den Pferden Schutz und Geborgenheit.

Zu den typischen Verhaltensweisen von Pferden gehört die Bewegung während der Futtersuche. Der Körperbau verlangt eine regelmäßige Nahrungsaufnahme, da ansonsten Verdauungsprobleme auftreten können. Pferde fressen ständig kleine Portionen und bewegen sich von Futterquelle zu Futterquelle.

Gleichzeitig sind Pferde Fluchttiere. Sehen sie sich einem Raubtier gegenüber, ergreifen sie die Flucht, indem sie blitzartig lospreschen und versuchen so viel Raum wie möglich zwischen sich und den Angreifer zu bringen. Die ideale Haltungsform für Ihr Pferd ist demzufolge eine Haltung, die dem Bewegungsdrang und dem Sozialverhalten der Tiere und damit ihren natürlichen Verhaltensweisen entgegenkommt.

Pferde passen sich an

Unabhängig davon, wie viel Aufwand für die Pferdehaltung betrieben wird, exakt das gleiche Leben wie in freier Wildbahn kann kein Pferdehof seinen Tieren bieten. Wildpferde streifen auf der Nahrungssuche bis zu 16 Stunden durch das Gelände. Den erforderlichen Platz kann kein Unterstellbetrieb den Tieren zur Verfügung stellen. Das muss auch nicht sein, denn Pferde sind nach rund 5.000 Jahren der Domestizierung sehr anpassungsfähig. Selbst, wenn den Tieren kein Leben wie in freier Wildbahn ermöglicht werden kann, kann ihnen mit durchdachten Konzepten und einem cleveren Management ausreichend Freiraum und Raum zur Pflege der sozialen Bindungen unter Artgenossen zur Verfügung gestellt werden.

Video: Einzel- und Gruppenhaltung von Pferden in der Praxis

Haltung im Offenstall

Die Haltung im Offenstall kommt den natürlichen Verhaltensweisen der Pferde sehr nah. Bei dieser Haltungsform stehen den Tieren eine eingezäunte Weide und ein offener Stall zur Verfügung. Die Pferde leben in der Herde zusammen und entscheiden selbst, wann sie den überdachten Bereich zum Weiden verlassen. Bei der Haltung im Offenstall muss darauf geachtet werden, dass die Charaktere der Pferde zueinander passen. Ansonsten kann es zu Diskrepanzen innerhalb des Herdenverbundes kommen, die für alle Tiere in Stress münden können.

Der Boden des Offenstalles muss mit passender Einstreu oder Stroh bedeckt sein. Selbstverständlich muss der überdachte Bereich regelmäßig ausgemistet werden. Der Offenstall ist in heimischen Breitengraden eine saisonale Lösung. Den Winter verbringen die Tiere optimalerweise in einem Paddock. Würden sich die Pferde ganzjährig auf der Weide aufhalten, könnte sie im nächsten Frühjahr nicht mehr genutzt werden. 

Haltung im Paddock

Der Begriff Paddock stammt aus dem englischen Sprachraum und beschreibt einen graslosen eingezäunten Bereich unter freiem Himmel, der direkt mit der Innenbox verbunden ist. Der Auslauf ist in der Regel mit Sand ausgelegt und hat die Größe von zwei bis drei Boxen. Beim Paddock kann das Pferd frei entscheiden, ob es sich im Außen- oder Innenbereich aufhält. Auf vielen Reiterhöfen und Einstellbetrieben liegen mehrere Paddocks nebeneinander. Die Pferde können auf diese Weise Kontakt zu den Artgenossen halten und soziale Bindungen pflegen. Mehr Informationen zur Pferdehaltung in einem Paddock halten verschiedene Aussteller auf der virtuellen Pferdemesse für Sie bereit.

Sonderform Paddock-Trail

Eine abgewandelte Form des Paddocks ist der sogenannte Paddock-Trail. Dabei handelt es sich um ein Konzept, das ein amerikanischer Hufschmied entwickelte und das dem natürlichen Bewegungsrhythmus der Pferde entgegenkommt. Jahrzehntelange Forschungen an amerikanischen Wildpferden ergaben, dass die Tiere auf ihren Wanderungen in freier Wildbahn immer bestimmten Pfaden – sogenannten Trails – folgen.

In einem Paddock-Trail werden die Pfade durch Abgrenzung mit Weidezäunen nachgebaut. Möchte ein Pferd von einem Areal zum nächsten trotten, muss es den eingezäunten Weg nutzen. Zwischendurch warten an einzelnen Stationen beispielsweise Heuraufen, Tränke, Unterstände oder Lecksteine. Um jeden Bereich zu erreichen, müssen die Pferde einmal das gesamte Areal durchschreiten. Idealerweise wechselt der Untergrund von Areal zu Areal, da dies dem natürlichen Lebensraum der Pferde entspricht.

Boxenhaltung: Nur eine Alternative

Obwohl die Boxenhaltung von Pferden nach wie vor weit verbreitet ist, ist diese Haltungsform nur eine Alternative zum Offenstall und Paddock. Bei dieser Haltung wird der Stall in zahlreiche gleich große Boxen aufgeteilt, in der jeweils ein Pferd steht. Damit die Tiere genügend Platz zum Liegen haben und in ihrer Bewegungsfreiheit nicht zu stark eingeschränkt werden, empfiehlt die Deutsche Reiterliche Vereinigung eine bestimmte Mindestgröße für die Box.

Als Berechnungsgrundlage für die Mindestgröße dient die Widerristhöhe des Tieres. Die Box soll demnach eine Größe haben, die der doppelten Widerristhöhe im Quadrat entspricht. Bei einem Pferd mit einem Widerrist von 1,60 m müsste die Box eine Mindestgröße von 10,24 m² haben (1,60 x 2 = 3,20 / 3,20 x 3,20 = 10,24 m²).

In den meisten Bundesländern verboten ist die sogenannte Ständehaltung, bei der das Pferd eingezwängt zwischen zwei Stangen oder Trennwänden Tag und Nacht angebunden ist. Diese Haltungsform entstand, als das Pferd hauptsächlich als Arbeitstier eingesetzt wurde. Heute gilt die Ständehaltung als Tierquälerei.

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