Der Pferdekauf – was gibt es dabei zu beachten?

Mit dem Kauf eines eigenen Pferdes erfüllen sich Jahr für Jahr viele reitsportbegeisterte Menschen einen lang gehegten Traum. Doch sollte sich niemand leichtfertig zu einer Entscheidung von derartiger Tragweite hinreißen lassen. Werden bestimmte Kriterien nicht beachtet, kann aus dem langjährigen Traum schnell ein ebenso langer Albtraum werden. Wir geben Schützenhilfe und erklären, welche Faktoren beim Pferdekauf beachtet werden müssen. 

Vor dem Pferdekauf: Unterhaltskosten und Zeitmanagement

Wer mit dem Gedanken liebäugelt, ein Pferd anzuschaffen, sollte sich im Vorfeld über die Unterhaltskosten im Klaren sein, die das Tier verursacht. In Abhängigkeit von der Unterbringungsmöglichkeit können sich die Kosten auf mehrere Hundert Euro summieren – Monat für Monat. In die Kalkulation einfließen müssen die Kosten für den Unterstellplatz, das Futter, den Kauf von Zubehör, die Versicherungen, den Hufschmied und den Tierarzt.

Nicht zu vernachlässigen ist darüber hinaus das Zeitmanagement. Ein Pferd muss täglich bewegt werden und benötigt viel Pflege. Wer beruflich voll ausgelastet ist und nur am Wochenende Zeit erübrigen kann, sollte die Entscheidung, ein Pferd zu kaufen, sorgfältig überlegen. Ein realistischer Zeitaufwand für ein Pferd liegt bei zwei bis drei Stunden pro Tag. Außerdem muss eine Lösung gesucht werden, falls der Pferdebesitzer im Urlaub oder auf Geschäftsreise ist.

Video: Tipps zum Pferdekauf: Von monatlichen Kosten bis hin zum TÜV

Welches Pferd ist das richtige?

Die Vertreter verschiedener Pferderassen unterscheiden sich nicht nur durch äußere Merkmale voneinander. Auch hinsichtlich der Mentalität und des Temperaments gibt es gewaltige Unterschiede. Ganz rational muss die Frage beantwortet werden, zu welchem Verwendungszweck ein Pferd angeschafft wird. Soll es ausschließlich ein Freizeitpferd für gelegentliche Ausritte sein, soll es beim Pferderennen gegen andere Pferde antreten oder soll es ein Dressur- oder Springpferd sein?

Handelt es sich um die Anschaffung eines Freizeitpferdes, sollten Sie sich grundsätzlich von der Überlegung leiten lassen, welches Pferderasse am besten zu Ihrem Gemüt und Ihrem Charakter passt. Ein Reitanfänger ist mit einem sanftmütigen Haflinger besser bedient, als mit einem feurigen Araber. 

Eine weitere Überlegung bezieht sich auf das Alter und die Ausbildung des Tieres. Pferde werden in der Regel ab dem dritten Lebensjahr eingeritten. Die Ausbildung eines jungen Pferdes ist zeitaufwändig und arbeitsintensiv und sollte nur von Pferdeliebhabern mit entsprechenden Vorkenntnissen vorgenommen werden. Anfänger sollten auf ein ausgebildetes Pferd zurückgreifen, dessen Fähigkeiten nur noch verbessert, aber nicht antrainiert werden.

Wo soll das Pferd gekauft werden?

Wer einen seriösen Verkäufer sucht, ist auf der Deutschen Pferdebörse und auf Pferdeauktionen gut aufgehoben. Grundsätzlich ist ein Pferd von einem Züchter einem Pferd von einem Privatanbieter vorzuziehen. Wenn Sie dazu nähere Informationen wünschen, zögern Sie nicht die Aussteller auf der virtuellen Pferdemesse zu kontaktieren. Auf der sicheren Seite sind Sie mit einem Züchter, der Mitglied in einem von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung anerkannten Zuchtbetrieb ist.

Werden Sie in einer Kleinanzeige fündig, vereinbaren Sie unbedingt einen Besichtigungstermin, bei dem Sie das Tier begutachten und prüfen. Der Vorbesitzer sollte auskunftsfähig bezüglich der Eigenheiten, der charakterlichen Eigenschaften und der Vorerkrankungen sein. Grundsätzlich gilt: Laien sollten unbedingt eine fachkundige Begleitperson zum Termin mitnehmen. Diese erkennt oft bereits am Gang, am Gebiss oder am Zustand des Fells, ob das Tier gesund ist. 

Der erste Termin vor Ort

Der Kauf eines Pferdes ist mit einer Investition von mehreren Tausend Euro verbunden. Entsprechend gründlich sollte die Vorbereitung auf den ersten Termin vor Ort sein. Erstellen Sie eine Checkliste mit den Kriterien, die Sie vor Ort bewerten wollen. Die Liste könnte folgende Fragen beinhalten:

  • Stimmt die Harmonie zwischen Pferd und Reiter beim ersten Ausritt?
  • Wie verhält sich das Pferd beim Satteln und Putzen?
  • Wirkt das Pferd interessiert und aufgeweckt?
  • Stimmen die Proportionen?
  • Hat das Pferd einen geraden Rücken?
  • Steht und geht das Tier ruhig und sicher?
  • Sind Gebiss, Augen und Nüstern gesund?

 

Die Alarmglocken sollten schrillen, wenn das Pferd scheu, teilnahmslos, nervös oder verängstigt wirkt. Lustloses Verhalten kann auf ein Beruhigungsmittel zurückzuführen sein, während Nervosität und Angst auf eine unsachgemäße Behandlung oder nicht artgerechte Haltung hindeuten können.

Hinweise auf die Haltungsbedingungen kann die Stallanlage geben. Um dies zu beurteilen, beantworten Sie neben weiteren folgende Fragen: Sind die Boxen in einem tadellosen Zustand? Ist der Boden sauber (bis auf die üblichen Verunreinigungen)? Hängen Reitutensilien übersichtlich an der Wand oder liegen sie verstreut auf dem Boden herum?

Kaufvertrag und Medizincheck

Vor der Unterzeichnung des Kaufvertrages sollten Sie sich mit der aktuellen Rechtslage vertraut machen. Zwar gibt es Vordrucke im Internet, doch nicht alle Formulare enthalten sämtliche rechtsverbindliche Klauseln und nicht alle enthaltenen Klauseln sind tatsächlich rechtswirksam.

Wichtig ist ein medizinischer Check für das Pferd vor der Unterzeichnung des Kaufvertrages. Im Rahmen dieser sogenannten Ankaufsuntersuchung untersucht ein Tierarzt den allgemeinen Gesundheitszustand des Tieres. Der Basischeck wird als „kleine Ankaufsuntersuchung“ bezeichnet. Umfangreicher ist die „große Ankaufsuntersuchung“, die eine röntgenologische Untersuchung und eine Untersuchung des Blutbildes einschließt. Die Ergebnisse des Blutbildes verraten unter anderem, ob dem Pferd zum Zeitpunkt der Blutentnahme ein Beruhigungsmittel verabreicht wurde.

Achten Sie darauf, dass Ihnen bei der Übergabe des Pferdes der Impfpass und der sogenannte Equidenpass ausgehändigt werden. Bei Letzterem handelt es sich um das Personaldokument des Tieres, in dem alle wichtigen Angaben wie der Geburtstag, der Name, das Geschlecht und die Rasse des Pferdes vermerkt sind.

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